Rapunzel

KHM 12

„Rapunzel“ von den Brüdern Grimm ist ein märchenhaftes Abenteuer voller Magie und Abenteuer. Die Geschichte dreht sich um ein Mädchen, das von einer bösen Zauberin in einem hohen Turm gefangen gehalten wird. Mit langen, goldenen Haaren kann Rapunzel die Zauberin hinaufziehen. Doch eines Tages hört der Sohn eines Königs ihren Gesang, verliebt sich in sie und schmiedet einen Plan, sie zu befreien. Doch das Märchen nimmt eine dramatische Wendung, als die Zauberin die Liebe zwischen den beiden vereiteln will. Nur durch Geduld, Mut und das Wunder der wahren Liebe kann das Glück wiederhergestellt werden.

Rapunzel Zitat. Ein Märchen von den Brüder Grimm

Rapunzel

Die etwas andere Version

Es war einmal ein Paar, das sich schon lange ein Baby wünschte, aber der Kinderwunsch wollte einfach nicht klappen. Eines Tages hatte die Frau eine dieser wilden Gelüste – sie sah durch ihr Küchenfenster einen Garten, der einfach alles hatte: Blumen, Kräuter, und vor allem – Rapunzeln. Ja, Rapunzeln! Und die Frau dachte sich: „Wenn ich nicht bald Rapunzeln esse, dann… sterbe ich!“ (Na ja, es war eher übertrieben, aber wer kennt das nicht?)

Ihr Mann, der sie natürlich über alles liebte – und dem es wirklich ernst war, als seine Frau mit dieser „Ich sterbe ohne Rapunzeln“-Nummer ankam – dachte sich: „Himmel, ich hol sie ihr halt.“ Also, was macht der Mann? Er schleicht sich bei Nacht über die Mauer in den Garten der Zauberin, die den Garten besaß – einer furchteinflößenden Hexe, die übrigens sehr gut darin war, ihre Kräutergärten zu hüten.

Der Mann schnappte sich ein paar Rapunzeln und brachte sie schnell nach Hause. Doch am nächsten Tag war seine Frau schon wieder hungrig, und er musste erneut los. Diesmal erwischte ihn die Zauberin! Die war so sauer, dass sie fast explodiert wäre, aber dann hörte sie sich seine Geschichte an, in der er erklärte, dass seine Frau ohne Rapunzeln quasi verhungern würde. Die Zauberin dachte kurz nach, dann sagte sie: „Okay, hier ist der Deal: Du bekommst die Rapunzeln, aber im Tausch möchte ich das Baby, das deine Frau bekommen wird.“

Verängstigt und verzweifelt stimmte der Mann zu. Und zack – kaum war das Kind geboren, nahm die Zauberin das kleine Mädchen mit. Das Baby bekam den Namen „Rapunzel“ – was übrigens ein ziemlich cooler Name ist, oder?

Rapunzel wuchs auf, und – oh Wunder – sie war nicht nur wunderschön, sondern auch ziemlich talentiert. Besonders beeindruckend war ihre Haarpracht: Diese Haare waren so lang und glänzend, dass man fast eine Sonnenbrille brauchte, um sie anzuschauen. Die Zauberin sperrte sie in einen Turm, der nicht nur mitten im Wald stand, sondern auch noch keine Tür oder Treppe hatte. (Ja, wie stellt man sich das vor, fragt man sich?) Aber das Haar war die Lösung. Wenn die Zauberin zu Rapunzel wollte, stellte sie sich unten hin und rief:

„Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!“

Und Rapunzel, die eigentlich nicht viel anderes zu tun hatte, ließ ihre superlangen Haare nach unten hängen, sodass die Zauberin sich hochziehen konnte – was irgendwie nach einer verrückten Kletteraktion klingt, aber hey, das war damals wohl modern.

Eines Tages, als Rapunzel gerade ein Lied trällerte (ihr Gesang war quasi die Spotify-Hits der damaligen Zeit), ritt der Sohn des Königs durch den Wald. Er hörte Rapunzels Stimme, die so süß klang, dass er dachte: „Wow, da muss ich hin!“ Er fand aber keinen Eingang zum Turm. Klar, warum auch? Also ritt er wieder nach Hause – aber die Stimme ließ ihm keine Ruhe. Jeden Tag ritt er wieder und lauschte.

Schließlich kam er auf die Idee: „Moment mal, warum nicht einfach mal wie die Zauberin rufen?“ Also stellte er sich vor den Turm, rief:

„Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!“

Und siehe da – die Haare fielen herunter, und der Prinz kletterte einfach den Turm hinauf. (Ein bisschen komisch, oder? Aber hey, der Typ wollte zu Rapunzel, also ließ er sich darauf ein.)

Rapunzel war natürlich ein bisschen geschockt, als sie plötzlich einen Jungen sah, der nicht wie eine Hexe aussah. Und der Prinz – naja, der Prinz war ziemlich charmant und begann sofort, ihr die Ohren vollzuschwatzen. Er erzählte ihr, wie toll ihr Gesang war und wie sehr ihn das in den Wahnsinn trieb. Und plötzlich hatte sie das Gefühl, dass er nicht nur wegen des Gesangs hier war. Na, wenn das keine romantische Story ist, weiß ich auch nicht!

Der Prinz fragte sie dann, ob sie nicht einfach mit ihm kommen wollte – er könnte sie aus dem Turm befreien und ihr ein Leben im Palast bieten. Rapunzel, die auch nicht mehr wirklich Lust hatte, die Haare der Zauberin täglich herunterzulassen, stimmte zu.

Aber wie bei jeder guten Märchenstory gibt es auch hier eine fiese Wendung. Die Zauberin fand nämlich irgendwann heraus, dass Rapunzel ihren Haaren nicht nur das Klettern beibrachte, sondern auch ein romantisches Treffen mit einem Prinzen hatte. Oh nein! In einem Wutanfall schnitt die Zauberin Rapunzels wunderschöne Haare ab, und als der Prinz das nächste Mal kam, um Rapunzel zu retten, fand er nicht die süße Sängerin, sondern die böse Hexe, die ihm sagte:

„Die Rapunzel, die du suchst, gibt’s hier nicht mehr!“

Der Prinz war natürlich verzweifelt und sprang aus dem Turm. Aber – und hier kommt das Märchen-Finale – er stürzte nicht einfach zu Boden und war sofort tot. Nein, er landete einfach im Dornengebüsch. (Oha!) Doch Rapunzel war nicht weit und fand ihn, als sie ebenfalls durch den Wald wanderte. Sie weinte so sehr, dass ihre Tränen seine Augen benetzten, und – schwupps – er konnte wieder sehen!

Sie kehrten zurück in das Königreich, heirateten, und lebten glücklich und zufrieden – Rapunzel jedoch war nie wieder gezwungen, ihr Haar als „Turmzugang“ zur Verfügung zu stellen.

Rapunzel

(Originalfassung)

Es war einmal ein Mann und eine Frau, die wünschten sich schon lange vergeblich ein Kind; endlich machte sich die Frau Hoffnung, der liebe Gott werde ihren Wunsch erfüllen. Die Leute hatten in ihrem Hinterhaus ein kleines Fenster, daraus konnte man in einen prächtigen Garten sehen, der voll der schönsten Blumen und Kräuter stand; er war aber von einer hohen Mauer umgeben, und niemand wagte hineinzugehen, weil er einer Zauberin gehörte, die große Macht hatte, und von aller Welt gefürchtet wurde. Eines Tages stand die Frau an diesem Fenster und sah in den Garten hinab; da erblickte sie ein Beet, das mit den schönsten Rapunzeln bepflanzt war: und sie sahen so frisch und grün aus, dass sie Hunger bekam und das größte Verlangen empfand von den Rapunzeln zu essen. Das Verlangen nahm jeden Tag zu, und da sie wusste dass sie keine davon bekommen konnte, so wurde sie krank, sah blass und elend aus. Da erschrak der Mann und fragte „Was fehlt dir, liebe Frau?“ – „Ach“, antwortete sie, „wenn ich keine Rapunzeln aus dem Garten hinter unserem Hause zu essen kriege, so sterbe ich.“ Der Mann, der sie lieb hatte, dachte „eh du deine Frau sterben lässt, holst du ihr von den Rapunzeln, es mag kosten was es will.“

In der Abenddämmerung stieg er also über die Mauer in den Garten der Zauberin, stach in aller Eile eine Hand voll Rapunzeln und brachte sie seiner Frau. Sie machte sich sogleich Salat daraus und aß sie in voller Begierde auf. Sie hatten ihr aber so gut geschmeckt, dass sie den anderen Tag noch dreimal so viel Lust bekam. Sollte sie Ruhe haben, so musste der Mann noch einmal in den Garten steigen. Er machte sich also in der Abenddämmerung wieder auf, als er aber die Mauer herabgeklettert war, erschrak er gewaltig, denn er sah die Zauberin vor sich stehen.

„Wie kannst du es wagen“, sprach sie mit zornigem Blick, „in meinen Garten zu steigen und wie ein Dieb mir meine Rapunzeln zu stehlen? das soll dir schlecht bekommen.“ – „Ach“, antwortete er, „lasst Gnade für Recht ergehen, ich habe mich nur aus Not dazu entschlossen: meine Frau hat eure Rapunzeln aus dem Fenster erblickt, und empfindet so eine große Lust, dass sie sterben würde, wenn sie nicht davon zu essen bekäme.“ Da ließ die Zauberin in ihrem Zorn nach und sprach zu ihm „verhält es sich so, wie du sagst, so will ich dir gestatten Rapunzeln mitzunehmen so viel du willst, unter einer einzigen Bedingung: du musst mir das Kind geben, das deine Frau zur Welt bringen wird. Es soll ihm gut gehen, und ich will für es sorgen wie eine Mutter.“ Der Mann sagte in der Angst alles zu, und als seine Frau entbunden hatte, so erschien sogleich die Zauberin, gab dem Kinde den Namen Rapunzel und nahm es mit sich fort.

Rapunzel ward das schönste Kind unter der Sonne. Als es zwölf Jahre alt war, schloss es die Zauberin in einen Turm, der in einem Walde lag, und weder Treppe noch Türe hatte, nur ganz oben war ein kleines Fensterchen. Wenn die Zauberin hinein wollte, so stellte sie sich unten hin, und rief:

„Rapunzel, Rapunzel, lass mir dein Haar herunter.“

Rapunzel hatte lange prächtige Haare, fein wie gesponnenes Gold. Wenn sie nun die Stimme der Zauberin vernahm, so band sie ihre Zöpfe los, wickelte sie oben um einen Fensterhaken, und dann fielen die Haare zwanzig Ellen tief herunter, und die Zauberin stieg daran hinauf.
Nach ein paar Jahren trug es sich zu, dass der Sohn des Königs durch den Wald ritt und an dem Turm vorbei kam. Da hörte er einen Gesang, der so lieblich war, dass er anhielt und horchte. Das war Rapunzel, die in ihrer Einsamkeit sich die Zeit damit vertrieb, ihre süße Stimme erschallen zu lassen. Der Königssohn wollte zu ihr hinauf steigen und suchte nach einer Tür im Turm, aber es war keine zu finden. Er ritt heim, doch der Gesang hatte ihn so sehr berührt, dass er jeden Tag hinaus in den Wald ging und zuhörte. Als er einmal so hinter einem Baum stand, sah er dass eine Zauberin heran kam und hörte wie sie hinauf rief:

„Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter.“

Da ließ Rapunzel ihren Haarzopf herab, und die Zauberin stieg zu ihr hinauf. „Ist das die Leiter, auf welcher man hinauf kommt, so will ich auch einmal mein Glück versuchen.“ Und am folgenden Tag, als es anfing dunkel zu werden, ging er zu dem Turm und rief:

„Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter.“

Alsbald fielen die Haare herab und der Königssohn stieg hinauf.
Anfangs erschrak Rapunzel gewaltig als ein Mann zu ihr herein kam, wie ihre Augen noch nie einen erblickt hatten, doch der Königssohn fing an ganz freundlich mit ihr zu reden und erzählte ihr dass von ihrem Gesang sein Herz so sehr bewegt wurden, dass es ihm keine Ruhe gelassen hatte, und er sie selbst habe sehen müssen. Da verlor Rapunzel ihre Angst, und als er sie fragte ob sie ihn zum Manne nehmen wollte, und sie sah dass er jung und schön war, so dachte sie „der wird mich lieber haben als die alte Frau Gothel“, und sagte ja, und legte ihre Hand in seine Hand. Sie sprach „ich will gerne mit dir gehen, aber ich weiß nicht wie ich herab kommen kann.“ – „Wenn du kommst, so bring jedesmal einen Strang Seide mit, daraus will ich eine Leiter flechten und wenn diese fertig ist, so steige ich herunter und du nimmst mich auf dein Pferd.“ Sie verabredeten dass er bis dahin jeden Abend zu ihr kommen sollte, denn bei Tag kam die Alte. Die Zauberin merkte auch nichts davon, bis einmal Rapunzel anfing und zu ihr sagte „sag sie mir doch, Frau Gothel, wie kommt es nur, sie wird mir viel schwerer heraufzuziehen, als der junge Königssohn, der ist in einem Augenblick bei mir.“ – „Ach du gottloses Kind“, rief die Zauberin, „was muss ich von dir hören, ich dachte ich hätte dich von aller Welt geschieden, und du hast mich doch betrogen!“ In ihrem Zorne packte sie die schönen Haare der Rapunzel, schlug sie ein paar Mal um ihre linke Hand, griff eine Schere mit der rechten, und ritsch, ratsch, waren die Haare abgeschnitten, und die schönen Flechten lagen auf der Erde. Und sie war so unbarmherzig dass sie die arme Rapunzel in eine Einöden brachte, wo sie in großem Jammer und Elend leben musste.
Denselben Tag aber, wo sie Rapunzel verstoßen hatte, machte Abends die Zauberin die abgeschnittenen Flechten oben am Fensterhaken fest, und als der Königssohn kam und rief

:

„Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter“,

So ließ sie die Haare hinab. Der Königssohn stieg hinauf, aber er fand oben nicht seine liebste Rapunzel, sondern die Zauberin, die ihn mit bösen und giftigen Blicken ansah. „Aha,“ rief sie höhnisch, „du willst die Frau Liebste holen, aber der schöne Vogel sitzt nicht mehr im Nest und singt nicht mehr, die Katze hat ihn geholt und wird dir auch noch die Augen auskratzen. Für dich ist Rapunzel verloren, du wirst sie nie wieder erblicken.“ Der Königssohn geriet außer sich vor Schmerz, und in der Verzweiflung sprang er den Turm herab: dabei verletzte er sich das Augenlicht und blind im Walde umher, aß nichts als Wurzeln und Beeren, und tat nichts als jammern und weinen über den Verlust seiner liebsten Frau. So wanderte er einige Jahre im Elend umher und geriet endlich in die Einöde, wo Rapunzel mit den Zwillingen, die sie geboren hatte, einem Knaben und Mädchen, kümmerlich lebte. Er vernahm eine Stimme, diese war ihm so bekannt: da ging er darauf zu, und wie er heran kam, erkannte ihn Rapunzel und fiel ihm um den Hals und weinte. Zwei von ihren Tränen aber benetzten seine Augen, da wurden sie wieder klar, und er konnte damit sehen wie sonst. Er führte sie in sein Reich, wo er mit Freude empfangen ward, und sie lebten noch lange glücklich und vergnügt.

Quelle:
Brüder Grimm aus „Die schönsten Kinder- und Hausmärchen“ (Band 1) – 1857

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